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FAQ für LiveSteam-Anfänger


FAQ-Warum ein Schiffsmodell mit Dampfantrieb?

Diese Frage hat sich vielleicht schon mach einer gestellt, die Antwort ist ganz einfach. Sind wir als Modellbauer nicht immer auf der Suche nach was Besonderem? Will man den 15ten Schlepper des gleichen Typs wie die anderen 14 auf dem Teich bauen? Oder sucht man nach dem Besonderen, was es noch nicht am Teich gibt? Dann geht es mit Dampf in eine mögliche Richtung. Wenn man soweit gekommen ist, dann stellen sich schon gleich die nächsten Fragen. Deshalb hier ein paar grundsätzliche Überlegungen und Fragen:
  1.      Wie schwierig ist das?
  2.      Worauf muss ich achten?
  3.      Was benötige ich dazu in meiner Werft?
  4.      Wie teuer wird das Ganze?
  5.      Wo bekommt man die benötigten Teile, was gibt es auf dem Markt?
  6.      Auswahl von Modell und Maschine

 

1.   Schwierigkeitsgrad

Ein Modell mit Dampfmaschine ist grundsätzlich nicht anders zu bauen, als ein Modell mit Elektroantrieb. Es gibt Baukästen verschiedener Hersteller zu kaufen oder man baut nach Planunterlagen. Hier gibt es noch die Auswahl zwischen Rumpfeigenbau und Fertigrumpf, wie bei jedem anderen Modell auch. Der einzige größere Unterschied ist der Platzbedarf, der ist bei Dampf deutlich größer als bei Elektroantrieb. Auch der Schwierigkeitsgrad variiert je nach Modell. Die Auswahl der Dampfmaschine, auch hier gibt es Unterschiede, kann genauso komplex sein, wie die richtige Auswahl der Elektrokomponenten. Der Umgang mit dem Lötkolben ist bei fast jedem Bauvorhaben normal, wird hier aber noch gesteigert, um das Hartlöten mit Flamme und Silberlot für die Dampf- und Gasleitungen.
 
2.  Besonderheiten
Theoretisch kann natürlich in jedes Modell ein Dampfantrieb eingebaut werden. In offenen Booten, wo die Anlage sichtbar verbaut wird, sollte die Größe der Anlage aber schon zum Maßstab passen, oft zwischen 1:8 und 1:12. Bei nicht sichtbar verbauten Anlagen muss ausreichend Platz vorhanden sein, Mindestrumpflänge ca 75cm mit einer Breite von ca 20cm. Es geht natürlich auch kleiner, geht dann aber fast immer in Richtung Eigenbau des Antriebs. Die grundsätzliche Besonderheit ist das Temperaturproblem, welches durch „Feuer im Schiff“ entsteht. Auf der einen Seite versucht man es mit allen Möglichkeiten zu verhindern, auf der anderen Seite verbaut man eine Dampfmaschine, Gas beheizt mit 650°C Flammtemperatur am Brenner. Die Temperatur ist aber nicht das große Problem, solange die Wärme entweichen kann oder abgeführt wird. Hier kommt es zu Einschränkungen bei der Auswahl des Rumpfmaterials. Bei offenen Booten wie Pinassen, Barkassen, Schaluppen etc ist alles kein Problem, die Abwärme der Maschine kann nach oben entweichen, die Nutzung von Rümpfen aus ABS stellt kein Problem dar. Anders sieht es aus bei geschlossenen Modellen wie Schleppern, Raddampfern, Lotsenbooten etc. hier sollten die Rümpfe aus GFK sein oder aus Holz mit GFK Verstärkung, möglichst auch auf der Innenseite.
 
Zusätzlich ist für ausreichende Belüftung zu sorgen:
a) benötigt der Brenner Sauerstoff, um das Gas zu verbrennen;
b) muss die entstehende Abwärme aus dem Rumpf abgeführt werden, durch offene Fenster, Türen, Klappen etc.

Die entstehende Wärme ist auch abhängig von der eingesetzten Dampfmaschine. Bei den Blechspielzeugen von z.B. Wilesco oder Mamod ist die Abschirmung der Feuerstelle bei Einsatz von Gasbrennern unzureichend, die Temperatur im Modell entsprechend hoch und kann auch mal in einer Feuerbestattung enden. Der Einsatz von Esbit-Brennern erzeugt dagegen zu wenig Hitze und ist nicht empfehlenswert, allein schon wegen der Brenndauer nicht. Bei anderen Dampfanlagen von Krick, Regner, Clevedon Steam, Cheddar, Stuart, Baylis etc ist es anders. Hier ist die Materialstärke der verwendeten Bleche deutlich höher und die Holzisolierung des Kessels trägt auch zu niedrigeren Umgebungstemperaturen bei.



3.    Zusätzlicher Werkstattbedarf

 Der zusätzliche Bedarf beschränkt sich am Anfang auf die notwendigen Schraubenschlüssel für diverse Verschraubungen am Kessel und der Verrohrung. Wenn man sich für Maschinen aus deutscher Produktion entscheidet sind die Maße alle metrisch, bei Maschinen aus englischer Produktion sind die Maße alle zöllig und es gibt genauso unterschiedliche Gewinde wie bei uns, Standard und Feingewinde mit unterschiedlich vielen Gewindegängen pro Einheit. Passende Bohrer und Gewindeschneider für Innen und Außengewinde sind vorteilhaft, aber keine Bedingung. Ein Gaslötkolben/Feinlötbrenner aus dem Baumarkt, 1mm Silberlot zum Hartlöten und entsprechendes Flussmittel sind ein Muss. Ein Schamottestein als Lötunterlage ist sinnvoll. Schraubensicherung und Dichtmittel wie Loctite 504 oder Marston, etc. sind zum Abdichten notwendig. Weil Dampfleckagen bemerkt man oft erst wenn es zu spät ist oder sich bereits die Finger verbrannt hat.
Eine Dreh- und/oder Fräsbank ist nicht notwendig, es sei denn man möchte selbst Teile herstellen oder Maschinen bauen.
 
4.  Kosten
Dampfmaschinen kosten natürlich mehr als ein Elektromotor mit Regler und Akku.
Die Preise für neue Maschinen mit Kessel bei den englischen Anbietern wie z.B. Clevedon Steam beginnen bei ca. 530£, hier kommt aber noch die Einfuhrumsatzsteuer von 19% dazu. bei Regner-Dampftechnik beginnen die Preise bei ca. 800€.
Aber hier bitte auch auf Details wie Materialauswahl (Messing- oder Kupferkessel) und Lieferumfang (mit/ohne Gastank, Kondensator, etc.) achten. Nach oben gibt es kaum Grenzen, mehrere Tausend Euros auszugeben stellt gar kein Problem dar. Die Baukästen für Dampfmodelle bewegen sich in den üblichen Rahmen, wie für andere Modelle auch.

 
5.    Angebot auf dem Markt
a) Dampfmaschinen und Kessel plus Zubehör:
Der Markt hat sich in den letzten Jahren ziemlich gelichtet, viele Anbieter haben aus Altersgründen aufgegeben und keine Nachfolger gefunden. In Deutschland bekommt man Dampfmaschinen, Kessel, etc. bei Regner-Dampftechnik oder Krick, in Frankreich bei JMC, in Großbritannien bei Clevedon Steam, Stuart-Models, Pendlesteam etc. Die Maschinen von Saito aus Japan im Vertrieb von Aeronaut sind auch schön.
Für die meisten Baukästen passen die Libra- oder Virgo Anlagen von Clevedon Steam. Hier sind auch spezielle Maschinen in einer Raddampfer-Version im Sortiment, sowohl für Heck- als auch Seitenraddampfer. Oder die Anlagen der Easy Line Reihe von Regner
 
b) Baukästen:
In Deutschland bekommt man viele Baukästen für Dampfschiffe über den Fachhandel bezogen, ansonsten bleibt nur der Import aus dem Ausland.
Eine Auswahl:
Krick: Anna, Alexandra, Borkum
Caldercraft über Krick: Joffre, Northlight, Alte Liebe, Resolve, Imara etc
Mountfleet Models in England, unterschiedliche Puffer, Lotsenboote, Fischdampfer etc
Orion Mouldings bietet Rümpfe mit und ohne Pläne an
Das waren natürlich nur ein paar Beispiele, das Angebot im Internet ist nahezu unüberschaubar.
 
6.     Auswahl von Modell und Maschine
Die Auswahl des Modells ist in erster Linie natürlich Geschmackssache und auch eine Preisfrage Die Baukästen von Krick erfordern einige Kenntnisse, stellen einen aber nicht vor unlösbare Probleme. Englische Baukästen mit kiloweise Weißmetall-Beschlagteilen finden viele gut andere weniger. Wie gesagt: Geschmackssache.
Die Auswahl der passenden Maschine ist da schon schwieriger. Stehender oder liegender Kessel? Die Maschine oszillierend oder schiebergesteuert? Die Wahl der Kesselbauweise ist sicherlich von 2 Aspekten abhängig, zum einen dem Original, zum anderen vom Schwerpunkt. In Modellen wie der Borkum oder der ehemaligen Victoria von Krick mit einer Rumpflänge von 90/116cm und einer Breite von 33/26cm sind stehende Kessel nicht das Problem. In der Alexandra von Krick mit 94cm Länge und 19cm Breite kann man sicher wie vorgesehen einen stehenden Kessel verbauen. Mit dem der liegenden Version geht der Schwerpunkt aber deutlich runter und das Modell wird fahrstabiler, ansonsten muss einiges an Eisenschrot eingefüllt werden, um den Schwerpunkt tief zu bekommen.
Für die Raddampfer Fans gibt es liegende Maschinen mit 2 Abtrieben in den passenden Größen
Was die Größe der Maschinen/Kesselkombination angeht mal ein paar Leistungswerte von Clevedon Steam:
Die Virgo treibt einen Rumpf bis ca. 1m Länge mit bis ca. 6kg, mit einen 55mm-Messing-4Blatt-Propeller an,
Die Libra treibt einen Rumpf bis ca. 1,3m Länge bis ca. 10kg, mit einen 75mm-Messing-4Blatt-Propeller an,
für 2 Schraubenmodelle mit 2 Libra-Maschinen und passendem Kessel für Rümpfe bis ca18-25kg mit jeweils einem 75mm-Messing-4Blatt-Propeller,größere Rümpfe mit größeren Maschinen für deutlich mehr Geld gehen natürlich immer...
Passendes Zubehör wie Dampfpfeifen, Dampfsirenen, Kesselspeisepumpen, mechanische oder elektronische Gasregler und diverse andere Teile lassen keine Wünsche offen.


Zum Schluss:
Ein Modell mit einer Dampfmaschine auszurüsten und zu betreiben ist kein Hexenwerk, bedarf aber einer gewissen Sorgfalt aufgrund der Temperaturen und des Dampfdrucks. Ein Einlesen und Informieren über die Materie Dampf ist über die einschlägigen deutsch- und englischsprachigen Foren problemlos möglich. Umsetzen muss man das dann aber allein.
Die Mehrkosten sind natürlich nicht vom Tisch zu wischen, andererseits hat man danach aber auch ein Modell, welches von den üblichen Verdächtigen abweicht und spätestens nach dem Betätigen der Dampfpfeife ist man der Aufmerksamkeit der Zuschauer sicher.
Deshalb Mut zur Lücke und startet eure Reise in den spannenden und aufregenden Schiffsmodellbau mit Dampfantrieb. Unser Hobby ist nicht nur für die ältere Generation, uns fehlt überall der Nachwuchs, und bei Dampf erst recht.